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Das DigikoS-Kompetenzmodell

Seibt, Alina [alina.seibt] - 10. Aug 2022, 15:10
Das Projekt DigikoS zielt auf eine Förderung des kompetenzorientierten Selbststudiums ab. Um das Selbststudium kompetenzorientiert fördern zu können, ist es erforderlich, ein gemeinsames Verständnis von Kompetenzen und daraus abgeleitet ein Kompetenzmodell zu entwickeln. Dieses Kompetenzmodell wurde in den letzten Wochen und Monaten durch uns entworfen. In diesem Blogbeitrag wollen wir unsere Ergebnisse und damit auch unser Kompetenzmodell vorstellen.
Sie wollen mehr zu unserem Kompetenzrahmen lesen?
 
Kompetenz umfasst die Potentiale, d.h. die Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die motivationalen, volitionalen und sozialen Einstellungen, zur (möglichst selbstgesteuerten) Bewältigung situationsspezifischer Anforderungen[1].
 

Unser Verständnis von (Selbstlern-)kompetenzen

Kompetenzen im Sinne von Handlungsdisposition sind erlernbar und äußern sich in der Bewältigung von Problemen im gegebenen Kontext, d.h. im Handlungsvollzug und in der Performanz. Kompetenz ist folglich mehr als die Summe der vorhandenen kognitiven Wissensstrukturen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Es geht vielmehr darum, diese situationsangemessen und weitgehend selbstreguliert in der Praxis anzuwenden. Der Kompetenzbegriff umfasst deswegen auch motivationale und volitionale Ressourcen und Einstellungen, die für die zielorientierte Handlungsausführung wichtig sind.
Abgeleitet aus diesem Kompetenzverständnis werden in der Literatur unterschiedliche Kompetenzbereiche[2] unterschieden, so z.B. personale, methodische, soziale und fachliche Kompetenzen (basierend auf der Arbeit von Roth (1971)). Diese Kompetenzbereiche befinden sich in wechselseitigen Abhängigkeiten zueinander und lassen sich in Teilkompetenzen untergliedern.
Im Mittelpunkt der Projektziele steht die Förderung studentischer Selbstlernkompetenzen (nachfolgend "SLK"). Ausgehend vom übergeordneten Kompetenzbegriff lässt sich SLK folgendermaßen definieren:
Selbstlernkompetenz umfasst die Potentiale, d.h. die Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die motivationalen, volitionalen und sozialen Einstellungen zur zielgerichteten Initiierung, Gestaltung und Evaluation von selbstregulierten Lernprozessen.
Dabei bezieht sich SLK auf selbstregulierte Lernprozesse von Individuen und Gruppen, wobei im Kontext des Selbststudiums die aktive und konstruktive Rolle der Studierenden betont wird.
Die SLK ist vielschichtig und stellt eine übergeordnete Kompetenz dar. Das bedeutet, dass Studierende auf eine Vielzahl unterschiedlicher Teilkompetenzen aus verschiedenen Kompetenzbereichen zurückgreifen müssen, um über SLK zu verfügen.

Stakeholder

Das DigikoS-Projekt bezieht sich auf drei relevante Stakeholder: Lehrende, Digital Learning Scouts und Studierende. Damit die Projektziele erreicht werden, sind je nach Stakeholder teils unterschiedliche Teilkompetenzen mit Bezug zur SLK zu fördern. Um die erforderlichen Kompetenzen einer Stakeholder-Gruppe zu beschreiben, ist es notwendig, sich in deren Perspektive zu versetzen. In diesem Zusammenhang wird im Weiteren von Kompetenzperspektiven gesprochen. Die Aufschlüsselung der einzelnen Perspektiven finden Sie in unserem Paper.

Ausgangslage des Kompetenzmodells

Durch die Zielsetzung des Projekts, die SLK der Studierenden insbesondere dadurch zu fördern, dass ihnen die Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Medien für ihre Selbstlernphasen nähergebracht werden, müssen die digitalen Kompetenzen als Teilbereich der Selbstlernkompetenz in unser Modell integriert werden. Da bei der Erarbeitung und Umsetzung der Maßnahmen zur Verbesserung des Selbststudiums Lehrende, Studierende und Digital Learning Scouts beteiligt werden, muss der Kompetenzrahmen auch danach differenzieren können, welche spezifischen Kompetenzen für die drei Zielgruppen jeweils relevant sind. Die Ansprüche an den zugrundeliegenden Kompetenzrahmen sind also hoch.
Um dieser Komplexität gerecht zu werden, entwickeln wir zunächst ein übergeordnetes Kompetenzmodell, das unabhängig von den jeweiligen Stakeholdern die für die SLK relevanten Kompetenzbereiche beschreibt. Darauf aufbauend leiten wir ab, welche spezifischen Kompetenzen die Studierenden, die Lehrenden und die Digital Learning Scouts in ihren jeweiligen Rollen benötigen.
Ein Modell, welches sowohl die zentralen Aspekte der Selbstlernkompetenz beinhaltet als auch digitale Kompetenzen als Querschnittsthema berücksichtigt, ist der „Osnabrücker Handlungsrahmen für die Kompetenzorientierung in Studium und Lehre 2.0“ der Hochschule Osnabrück (Czech 2021). Wegen der thematischen Nähe der Kompetenzbereiche dieses Handlungsrahmens zum DigikoS-Projekt bildete dieser für uns die Grundlage für die Entwicklung unseres DigikoS-Kompetenzmodells.

Das Osnabrücker-Kompetenzmodell

Der Osnabrücker Handlungsrahmen beinhaltet Kompetenzen aus fünf Kompetenzbereichen. Dies sind erstens die Kompetenzen für Selbstregulation und lebenslanges Lernen, zweitens die Kompetenzen für wissenschaftliches und methodengeleitetes Denken und Handeln, drittens die Kompetenzen für Kommunikation, Kooperation und soziale Teilhabe, viertens die Kompetenzen für fachspezifische Anforderungen und fünftens die Kompetenzen für erfolgreiches Handeln in digitalen Kontexten. Die digitalen Kompetenzen werden dabei als Querschnittsbereich angesehen, der in jedem der vier anderen Bereiche benötigt wird.

Adaption des Modells

Unser Vorgehen bestand darin, zunächst die fünf Kompetenzbereiche des Osnabrücker Kompetenzmodells zu konkretisieren. Für jeden Kompetenzbereich des Modells wurde dafür in einem ersten Schritt die Definition dargestellt. Anschließend wurde unter Berücksichtigung der wechselseitigen Abhängigkeiten und Überschneidungen die Bedeutung jedes Kompetenzbereichs für die Selbstlernkompetenz erläutert. Abschließend erfolgte eine Verdichtung der Ergebnisse zum DigikoS-Kompetenzmodell.
Dieses Kompetenzmodell soll im weiteren Projektverlauf um die drei DigikoS-Kompetenzperspektiven erweitert werden, d.h. es werden die für die SLK relevanten Kompetenzbereiche inklusive ihrer Teilkompetenzen individuell für jede Stakeholder-Gruppe integriert werden. Hierbei wird hauptsächlich ein Bottom-up-Ansatz verfolgt, d.h. die einzelnen Kompetenzperspektiven werden sukzessive im Projektverlauf anhand der tatsächlich in der Praxis geförderten Kompetenzen weiterentwickelt. Gleichwohl fließen u.a. auf Basis von Literaturrecherchen auch top-down ausgewählte Teilkompetenzen ein, deren Förderung obligatorisch für das Projekt ist (z.B. Umgang mit den ILIAS-Tools).

Das DigikoS-Kompetenzmodell

Basierend auf den Ausführungen, die Sie in unserem Paper vollständig einsehen können, wurden die zentralen Eckpfeiler des DigikoS-Kompetenzmodells zusammenfassend abgeleitet und in eine grafische Veranschaulichung überführt. Dieses Modell dient im weiteren Projektverlauf als Grundlage für die Anpassung an die jeweiligen Stakeholder-Untermodelle.
Aufgrund der vielseitigen Überschneidungen zwischen den Kompetenzbereichen wurde auf eine explizite Verwendung des Bereichs Kompetenzen für wissenschaftliches und methodengeleitetes Denken und Handeln (Osnabrücker Modell) verzichtet bzw. die Entscheidung getroffen, relevante Teilkompetenzen aus diesem Bereich in die jeweils angemessenen anderen Kompetenzbereiche zu integrieren.
Folglich richtet sich der Förderfokus im DigikoS-Projekt auf drei Kompetenzbereiche: Kompetenzen für Selbstregulation und lebenslanges Lernen, Kompetenzen für Kommunikation, Kooperation und soziale Teilhabe sowie Kompetenzen für erfolgreiches Handeln in digitalen Kontexten.
Die beiden erstgenannten Kompetenzbereiche stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis zueinander und konstituieren i.W. die SLK. Kompetenzen für erfolgreiches Handeln in digitalen Kontexten stellen hingegen Querschnittskompetenzen dar, die in den anderen Kompetenzbereichen die Handlungspotentiale erweitern und gleichzeitig die Grundlage für die Teilhabe in digitalen Kontexten darstellen.
Kompetenzen für fachliche Anforderungen werden im DigikoS-Projekt nur im Fachgebiet Mathematik unmittelbar gefördert. In allen weiteren Fachgebieten soll Studierenden die Aneignung von Fachkompetenzen letztlich in Folge der Steigerung von SLK besser gelingen – die Förderung erfolgt dort also indirekt.
Das Paper zum Kompetenzmodell runterladen
Carretero, Stephanie; Vuorikari, Riina; Punie, Yves (2017): DigComp 2.1: The Digital Competence Framework for Citizens. With Eight Proficiency Levels and Examples of Use. European Union. Luxemburg.
Czech, Henning (2021): Der Osnabrücker Handlungsrahmen für Kompetenzorientierung in Studium und Lehre 2.0 - ein Überblick. In: Mayer, Frank; Czech, Henning; Knips, Julia (Hg.): Studienerfolg nachhaltig fördern - Beiträge des Learningcenter der Hochschule Osnabrück. Hg. v. Learning Center. Hochschule Osnabrück. Osnabrück (Voneinander Lehren Lernen)., S. 18–29.
Detjen, Joachim; Massing, Peter; Richter, Dagmar; Weißeno, Georg (2012): Politikkompetenz - ein Modell. Wiesbaden: Springer VS.
Götz, Gerhard; Hamich, Myriam; Pinkernell, Guido; Schönwälder, David; Ullrich, Daniel; Wankerl, Sebastian (2020): Adaptives Üben, adaptive Aufgabentrainings, Modelle grundlegenden Wissens und Könnens. In Selbststudium im digitalen Wandel (S. 93-126). Springer Spektrum, Wiesbaden.
KMK (Hg.) (2017): Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse. Kultusministerkonferenz, 16.02.2017.
Redecker, Christine; Punie, Yves (2017): European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu. Joint Research Centre (Hg). Publications Office of the European Union, Luxembourg.
Roth, Heinrich (1971): Pädagogische Anthropologie. Bd. 2: Entwicklung und Erziehung. Hannover: Schroedel.
Voogt, Joke; Pareja Roblin, Natalie (2010): 21st Century Skills - Discussion Paper. University of Twente. Enschede.
Vuorikari, Riina; Kluzer, Stefano; Punie, Yves (2022): DigComp 2.2: The Digital Competence Framework for Citizens. With new Examples of Knowledge, Skill and Attitudes. Joint Research Centre (Hg). Publications Office of the European Union, Luxembourg.
Weinert, Frank. Emanuel. (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In Weinert, Franz Emanuel (Hrsg.) Leistungsmessungen in Schulen. Weinheim und Basel 2001.

[1] Weinert 2001; Czech et al. 2021
[2] Alternativ wird in der Literatur auch von Kompetenzkategorien (Czech 2021) und Kompetenzdimensionen (Detjen et al. 2012) gesprochen.

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